Atlanta. Wenn es eine Stadt mit Sonnengarantie gibt, dann diese.
Tief im Süden der USA.
Riesige Bäume strecken sich der Sonne hin.
Turnschuhe hängen an Elektroverkabelungen über der Euclid-Street.
Morgen spielt CocoRosie dort im Variete-Playhouse.
Wir haben Karten.
Wir! Meine Freundin ist da. Endlich.
Ich hoffe ich schaffe es zum Konzert.
Wir sind in Dad’s Garage bei den Technikproben und haben Donnerstag, den 24. September Premiere
mit unserer Shakespeareversion vom „Big Lebowski“. Es geht super voran.
Wir sind ein Team von 6 Schauspielern, einem Musiker, 2 Beleuchtern, 3 Bühnenbildarbeitern,
ein Regisseur, 2 Stagehands, eine Stagemanagerin, Requisite, ein Maler.
Wenn wir alle in der Pause zusammenstehen -um die 18 Personen-,
bin ich immer wieder erstaunt, wie viele wir sind.
Wir haben eine sehr gute Stimmung.
Endlich mal wieder in einem grossen Team.
Es ist sehr entspannt, hier Theater zu machen.
Die Vorschriften sind etwas dehnbarer.
Man vertraut sich mehr als in Deutschland.
Schauspieler müssen nicht leiden, um an Ergebnisse zu kommen.
Die Menschen packen ihre persönlichen Dramen nicht mit in die Arbeit.
Inhaltlich steht schon alles.
Jetzt arbeiten wir an Umbauten, Übergängen und Feinheiten.
Ich habe 3 Versionen von Hotel California (eine spanische und eine im Beerdigungsmode)
und eine Bob Dylan „Man In Me“-Version gemacht.
Dann noch eine Kampfmusik (sehr wild);
eine Art Soundlogo der Show für die Eröffnungen 1. und 2. Akt (sehr höfisch).
Pornomusik;
ein „Fahstuhlmusik-Hintergrundsgeplänkel für eine Bowlingbahnszene,
eine Trauerreden-Musik.
Immer wieder gibt es eine Zwischenmusik nach den Szenen.
Die erscheint durch das ganze Stück.
Die Melodie darauf passe ich oft dem jeweils erlebten Szenen an.
Ich imitiere Walgeräusche und Möwen, sowie ein Wiesel, ein Auto, Bremsen und Getrappel mit „Umbra“.
Ich habe die Südstaaten-Grillen mit meinem neuen MP3-Recorder (R09-Roland) aufgenommen.
Die untermalen eine Szene -bei Nacht; under the bridge.
Es ist fast unmöglich eine Aufnahme, ohne Nebengeräusche zu machen in der Natur. So viel „Mensch“.
Während ich die Grillen nachts aufnehme, nervt mich das gewaltig.
„Können wir nicht alle mal für ein paar Minuten Stille haben?“, will ich schreien.
Mir gelingen satte 45 Sekunden mit fast keinem hörbaren Nebengeräusch durch Autos, Türen, Menschengerede, Knallen…
Ich habe hier einen jungen, braven, blassen Mann in Shorts und Sandalen gesehen mit einer Waffe am Gürtel.
Das hat mich umgehauen.
Er hätte bei meiner Sparkasse in Neukölln angestellt seien -optisch.
Es beunruhigt mich, dass er eine Waffe hat und ich nicht.
Er sieht ängstlich aus.
Das macht ihn mir nur suspekter mit seiner potentiellen Mörderwaffe.
Ach ja, da fällt mir wieder ein:
ist der Satz, das jeder Soldat ein potentieller Mörder sei noch verboten in Deutschland?
Ich erinnerte mich neulich bei einem Gespräch über „geistige Freiheit“ in den verschiedenen westlichen Ländern daran. Ein Gericht hatte einem Deutschem diesen Satz verboten.
Ein paar Jahre darauf ruft Bush Senior zur Öl-Rückeroberung in Kuwait auf
und Kohl würdigt es mit einigen Einsätzen der deutschen Bundeswehr.
Welche Rolle dabei dieser internationale Waffenschieber Schreiber spielt, weiss ich nicht.
Im Kohl-Korruptionsskandal spielte er eine grosse Rolle.
Die Kanadier mögen diesen „Kanada-Deutschen“ Schreiber nicht.
Er war auch in einen Korruptionsskandal verwickelt mit einem ehemaligen kanadischen Premier. Schreiber…
Ich bin positiv geschockt über Obama.
Beim Zappen erwische ich ihn im TV und er sagt, dass die Wähler, wenn sie einen Wahlaufkleber sehen,
sich fragen sollen: wer hat das finanziert. Die Ölindustrie, die Waffenlobby, die Pharmaindustrie? Wow!
Er zählt noch andere Zweige der Grossindustrie auf. Welch ein Mut.
Mir fällt wieder der kanadische Feuerwehrmann ein,
der sagte, dass im Süden der USA Leute sind, die ihn gerne tot sähen.
Phu… das traut sich keiner von den „industrienahen“ deutschen Politikern.
Obama, ich bin ein wenig begeistert.
Ein leichtes Kribbeln der Hoffnung.
Yes, he can??? Oder alles nur Hollywood?
Ich bin unsicher.
Fakt ist, dass wir und die Amis ziemlich ähnlich leben.
Ich fühle mich sauwohl hier.
Sonne, Musik; Freiheit!
Der Süden. Georgia.
Ich verstehe jetzt mehr den Sound von Standards wie „Summertime“ oder „Georgia on my mind“.
Unendliche Sonne.
Ich stelle mir manchmal Bob Dylan vor, wie er in den 50‘ern anfing hier zu touren.
Musik ist hier schrecklich gern gesehen.
Überall in „Little Five Points“ lauern Musiker.
Viele Bars mit Live-Musik.
Grosser Respekt vor der Musik hier!
„Ey, you wanne hear my Poems?“;
Hip Hopper geben Live-Ausschnitte auf der Strasse zum Besten und verkaufen ihre CDs.
Die sind alle ganz schön gut.
Im Oktober will ich da rein.
Atlanta.
Sehen, wie weit ich hier kommen kann in einem Monat.
Wie ein friedliches Strategiespiel.
Aufbauen, kontakten, jammen, Glück haben, im Fluss leben.
Ich finde das spannend.
Im November kehre ich Heim.
Es ist ein neues Leben, dass da auf mich wartet.
Das Reisen hat mich verändert.
Ich bin immer noch unterwegs. 4,5 Monate.
Der Geist sieht jedes „Ankommen“ als Heimat.
Ich frage mich, ob es mir gefallen wird zurück in Deutschland.
Ich habe keine Lust auf die Reglementierungen.
Das misstrauische beäugen des Anderen…
Den Status eines Musikers dort…
Die Fresse von Christian Wulf als „Präsident der Integration“.
Wenn ich an seine Opfer der niedersächsischen Ausländerpolitik denke wird mir schlecht!
Als erstes zu Hause werde ich ein Bier auf offener Strasse trinken.
Schön, dass Vater Staat mir zutraut, damit umzugehen!
Atlanta 21. September 2010
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Atlanta. If there was any city with sun-guarantee, it would be this one.
Deep in the south of the USA.
Giant trees are stretching towards the sun.
Sneakers are hanging from the current line over Euclid Street.
Tomorrow Coco-Rosie is performing at the vaudeville-playhouse.
We’ve got tickets.
Us! My girlfriend is here. Finally.
I hope I’ll make it to the concert.
We are at Dad’s Garage for the technical rehearsals and it’s Thursday, the 24th.
September premiere
With our theatre version of the “Big Lebowski”. We’re making huge progress.
We are a team of 6 actors, 1 musician, 2 lightning technicians, 3 stage designers, one director, 2 stagehands,
one stage manager, stage props, 1 painter.
When all of us are gathering during the break- about 18 persons- I’m always astonished how many we are.
We are in a very good mood.
Finally working in a really huge team again.
It’s really relaxed to act up here.
Instructions are a little more distensible.
One is trusting each other much more than one does in Germany.
Actors don’t have to suffer to achieve some goals.
People don’t merge their private dramas into work.
With regards to content everything’s fixed already.
We’re working on conversion, transition and details.
I’ve got three different versions of Hotel California (one Spanish one and one in the funeral mode)
and one version of Bob Dylan’s “Man in Me”.
Plus some fight-music (very wild);
A kind of the show’s sound logo of the opening 1. and 2. act (very courtly).
Porn music.
An elevator- soundtrack for a bowling lane- scene, some funeral speech-music.
Repeatedly, there is an interlude after the scenes.
It’s occurring throughout the play.
I suit the melody to the accordingly experienced scenes.
I’m imitating wood sounds, seagulls, a weasel, a car, brakes and pattering with “Umbra”.
I recorded the Confederate crickets with the help of my new MP3- recorder (R09-Roland).
They are undermining a scene at night- under the bridge.
It’s nearly impossible to take a record avoiding ambient noises in nature. So much “human”.
It’s troubling me a lot while I’m recording the crickets at night.
“Can’t we just have some silence for some minutes?”, I want to scream.
I succeed in 45 minutes of record without any ambient noise by cars, doors, babbling, snapping…
I’ve seen a young, well-behaving, pale man in shorts and sandals, gun toting.
That hit me.
He could have been employed at my bank in Neukölln-optically.
I’m concerned by the fact that he his wearing a weapon but I am not.
He looks anxiously.
That’s making him to appear just more dubious to me with his potential murder weapon.
Besides, that reminds me of:
Is the sentence, saying each soldier was a murderer, still prohibited in Germany?
I was remembering this recently on a talk about mental freedom in the western world.
A court was baring a German from this phrase.
Some years later Bush-senior is appealing for the oil recapture at Kuwait
and Kohl is savouring it with a number of deployments of the German Federal Armed Forces.
I don’t know which role this international weapon spiv Schreiber plays.
He plays a major role in the Kohl corruption scandal.
The Canadians don’t like this Canada-German Schreiber.
He’s also been involved in a corruption scandal together with a former Canadian premier. Schreiber…
I’m positively surprised on Obama.
By zapping I get him on TV and he says that those electors seeing an election sticker shall wonder:
Who was bankrolling this? The oil industry, the arms lobby, the pharmaceutical industry? Wow!
He lists a number of further branches of industry. What a courage.
I once again remember the Canadian fire fighter who said that there were people in the south of the USA who wanted to see him dead.
Puuh… no one of the industry-oriented German politicians has a heart to do that.
Obama, I’m a little thrilled.
A light prickle of hope.
Yes, he can??? Or everything just Hollywood?
I’m undecided.
The thing is that we’re getting similar to the Yanks.
I am so much comfortable over here.
Sun, music; freedom!
The south. Georgia.
Now I understand the sound of standards way better like “Summertime” or “Georgia on my mind”.
Endless Sun.
Sometimes I imagine Bob Dylan starting to tour over here in the 50s.
One is really fond of music right here.
Musicians are hovering all around “Little Five Points”.
Lots of bars with live music.
I hold the local music in high esteem.
Ey, you wanne hear my Poems?“;
Hip Hoppers are presenting live sections on the streets and sell their CDs.
All of them are really amazing.
In October I want to get there.
Atlanta.
See how far I’ll get within one month.
Like a peaceful strategy game.
Arranging, making contacts, jam, being lucky, living in the stream.
I find this exciting.
I’ll come home in November.
It’s a new life waiting there for me.
The travelling changed me.
I’m still on my way. 4.5 months.
The spirit takes each “arrival” as home.
I wonder whether I will like it back home in Germany.
I don’t go for the regimentations.
The distrustful eyeing of the other…
The status of a musician over there…
The puss of Christian Wulff, being the “President of Integration”.
When I’m thinking of his victims of the Lower Saxon policy on foreigners I get sick!
First thing I’ll do when I’ll be home is having a beer in public.
Nice that father state doesn’t put handling this past me!
Atlanta September 21 2010
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Photos by Photos by Agnieszka Mikolajewicz
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